2017.03.27 Fachtagung des Ganztagsverbandes Hessen e.V. in der HES 04 Hermann Ehlers Schule WiesbadenAm 15.03.2017 fand die wichtigste Fachtagung rund um den Ganztag zum 2. Mal nach 2003 in den Räumlichkeiten der Hermann-Ehlers-Schule statt. Von 8.00 Uhr – 17.00 Uhr erwartete die rund 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Hessen und anderen Bundesländern ein volles Programm unter dem Motto: „Ganztag kann alles – aber wie kann es gelingen?“ . Der nachfolgende Bericht gibt eindrucksvoll das Geschehen an diesem Tag wieder. „Es ist höchste Zeit, dass wir in Deutschland wieder zur Ganztagsschule zurückkehren“, sagte Guido Seelmann-Eggebert im Rahmen der Fachtagung des Ganztagsschulverbandes Landesverband Hessen e.V., die am 15. März 2017 an der Hermann-Ehlers-Schule in Erbenheim stattfand. Die Fachtagung, an der knapp 270 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Hessen und aus allen Schulformen teilnahmen, stand unter dem Motto: „Ganztag kann alles. - Wie kann das gelingen?“ Erstmalig nahm mit Prof. Dr. Alexander Lorz auch ein amtierender Kultusminister an der Veranstaltung teil.

Nach dem Grußwort der stellvertretenden Schulleiterin Martina Gutowski, die herausstellte, dass die Hermann-Ehlers-Schule bereits 1989 zur ersten gebundenen Ganztagsschule in Wiesbaden und 1992 zur Integrierten Gesamtschule wurde, die im Profil 3 einer gebundenen Ganztagsschule mit allen typischen Merkmalen arbeitet und ganztägige Betreuung der Schülerinnen und Schüler, individuelle ergänzende Förderung, aber auch Forderung innerhalb eines verlässlichen Bildungs- und Betreuungsangebotes bietet, führte der Vorsitzendes des Ganztagsschulverbandes Hessen e.V., Herr Guido Seelmann-Eggebert weiter aus:

„Natürlich kann Ganztag nicht alles, aber er dient der psychosozialen Förderung der Kinder und je mehr Angebote am Nachmittag von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden, umso bessere Leistungen kommen dabei heraus.“ Ein weiterer Vorteil der Ganztagsschulen sei, dass soziale Benachteiligungen abgebaut würden, da die einzelnen Bedürfnisse der Kinder viel stärker als in einer Halbtagsschule berücksichtigt werden könnten. Aus Sicht von Seelmann-Eggebert ist die Halbtagsschule eine pädagogische Fehlentwicklung, die vor 150 Jahren in Preußen begonnen habe. Nachdem Schule im gesamten deutschsprachigen Raum in den 600 Jahren davor immer ganztägig praktiziert worden sei, habe man vor 150 Jahren dann plötzlich damit begonnen, den gesamten Unterricht in den Vormittag hineinzupressen. Nur Bayern habe Widerstand geleistet. Im Freistaat gab es in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zumindest im Bereich der Volksschulen noch Ganztagsschulen.
„Nicht alles, was sich Ganztag nennt, verdient aber auch diesen Namen“, verdeutlichte der ehemalige Stufenleiter der HES. Schulen, die am Nachmittag nur freiwillige Angebote für ihre Schülerinnen und Schüler bereithalten, hält er nicht für gut. Seelmann-Eggebert ist ein strikter Befürworter der gebundenen Form einer Ganztagsschule, d.h. an drei bis fünf Nachmittagen findet nach der Mittagspause auch Unterricht statt, der selbstverständlich verpflichtend für alle ist. Entscheidend sei hierbei eine gelungene Rhythmisierung, also dass sich Unterricht und Ganztagsangebote den Schultag über rhythmisch abwechseln würden, eine Schulstunde vielleicht auch mal 60 Minuten dauern würde und nicht immer 45 oder 90 Minuten und nicht zu vergessen eine ausreichend lange Mittagspause, in der die Kinder gemeinsam essen würden.

Kultusminister Prof. Dr. Lorz betonte gleich zu Beginn seiner Rede, dass es ihm sehr wichtig sei, an der Fachtagung teilzunehmen, obwohl er am gleichen Tag nach Berlin zur Kultusministerkonferenz reisen müsse. Der Grund hierfür sei ganz einfach: „Der Ganztagsverband ist ein wichtiger und wertvoller Ratgeber“, wie Lorz betonte. In den Medien werde immer vermittelt „Macht die Schulen zu Ganztagsschulen und alles wird gut!“, so einfach sei es allerdings auch nicht, führte der Kultusminister weiter aus. Entscheidend sei, dass entsprechende Strukturen vorhanden seien, aus diesem Grund sei die Fachtagung auch so wichtig. Hinsichtlich der Chancengleichheit der Schüler sei die Ganztagsschule das beste Mittel, betonte Lorz; immer wenn er sich diesbezüglich mit Wissenschaftlern unterhalte, bekomme er dies zur Antwort. Der Politiker sagte aber auch, dass der Ganztag nicht alles alleine könne, sondern „die Eltern müssen mitgenommen werden“. Diese Bewusstseinsveränderung bei den Erziehungsberechtigten brauche jedoch Zeit. Lorz ist strikt dagegen, dieses von oben zu oktroyieren. Er wolle nicht erleben - wie in anderen Bundesländern geschehen - dass Eltern Unterschriften gegen das Modell Ganztagsschule sammeln. Der Kultusminister betonte abschließend: „Wir, die Politik, setzen auf die Freiwilligkeit vor Ort; wir unterstützen, wenn es vor Ort mitgetragen wird, wir wollen aber keine Brechstange!“ Aus diesem Grund sind für ihn auch teilgebundene Modelle ein wichtiger Ansatz.

Frau Roselore Scholz, Schuldezernentin der Stadt Wiesbaden, führte unter anderem aus, dass sie 2007 bei damals ca. 10.000 Grundschülern in Wiesbaden lediglich 867 Betreuungsplätze für diese vorgefunden habe. Inzwischen hätten 60 Prozent aller Grundschüler in Wiesbaden einen Betreuungsplatz. Scholz betonte, dass es mittlerweile an allen 36 Wiesbadener Grundschulen Betreuungsplätze gebe. Der Schuldezernentin ist es ganz wichtig, dass außerschulische Kontakte mit in den Schulalltag einfließen.

Frau Prof. Dr. Natalie Fischer betonte in ihrem Vortrag „Qualitätsmerkmale guter Ganztagsschulen – Perspektiven der Weiterentwicklung“, dass der sogenannte PISA-Schock im Jahr 2000 ganz erheblich zur Entwicklung der Ganztagsschulen beigetragen habe. 60 Prozent aller Schulen in Deutschland seien inzwischen Ganztagsschulen, dieses Schulmodell sei demgemäß kein Sonderfall mehr. Auch die Professorin betonte, dass es „eine echte Ganztagsschule gibt es nur in gebundener Form“ gibt. Viele Eltern hätten nach wie vor Probleme mit dem überwiegend verpflichtenden Unterricht am Nachmittag. Hier sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, und diese sei wichtig, da die gebundene Form viel bessere Möglichkeiten hinsichtlich der Rhythmisierung biete also nicht stur vormittags Unterricht und an den Nachmittagen nur freiwillige Angebote. Eine gute Ganztagsschule habe immer eine gelungene Verbindung von Angebot und Unterricht, diese Verzahnung sei entscheidend, was durch die Einbindung von außerschulischem Personal hinsichtlich des Leitbildes und der Schulregeln im Rahmen des allgemeinen Austausches innerhalb des Systems Schule sehr wichtig sei. Dieses schließt auch die stärkere Einbindung der Eltern mit ein. Ein Irrglaube sei es zu glauben, dass der Ganztag automatisch zu einer neuen Lernkultur führe, aber zahlreiche Ganztagsschulen würden inzwischen die Hausaufgaben durch individuelle Lernzeiten weitestgehend ersetzen. „Das ist ein erster wichtiger Schritt zu einer neuen Lernkultur“, betonte die Bildungsexpertin abschließend.

Nach einer spannenden Podiumsdiskussion, deren Darstellung hier den Rahmen sprengen würde, folgte das Mittagessen. Danach engagierten sich die rund 270 Pädagogen in den knapp 20 angebotenen Workshops zu Themen wie beispielsweise „Bewegung in der Schule – Beratung, Impulse, Praxisbeispiele“, Sozialarbeit im Spannungsfeld zwischen Jugendhilfe und Schule“, „Lernzeiten in heterogenen Lerngruppen“ oder „Schulentwicklung im Ganztag – Von der Konzeption zur Umsetzung – Rhythmisierung – Raumkonzept“. Letztgenannter Workshop wurde von Annemie Bender, der Ganztagskoordinatorin der HES und Verena Stoll, Lehrerin an der HES, angeboten. Beide Pädagoginnen betonten, dass vor knapp zwei Jahren im Rahmen eines Pädagogischen Tages der Ist-Zustand der HES evaluiert worden sei. Danach habe man anhand einer Prioritätenliste die Rhythmisierung, die Betreuung sowie die Organisation der Verpflegung in der Mittagspause und auch die Erneuerung des bestehenden Raumkonzeptes weiter verbessert. Wie Frau Bender betonte, sei die wichtigste Neuerung bei der Rhythmisierung die seit Schuljahresbeginn eingeführte einstündige Mittagspause für die Jahrgänge 5 bis 7. Die zahlreichen freiwilligen Angebote für die Schülerinnen und Schüler werden sowohl von außerschulischen Kräften als auch von Fachlehrerinnen und Fachlehrern der Schule durchgeführt. Auch der Aufenthaltsbereich im Ganztagsgebäude wurde mit neuen Sitzmöbeln versehen, und die Schülerbibliothek wurde in Eigenleistung komplett neu gestaltet.

Silke Winter und Ute Mostert leiteten den Schulsozialarbeit-Workshop. Sie betonten beide, dass an der HES die Individualität der Schülerinnen und Schüler, verbunden mit ihren jeweiligen Fähigkeiten im Mittelpunkt steht und diese weiter gestärkt werden, um den bestmöglichen Abschluss für diese zu ermöglichen. „Entscheidend ist, was braucht der einzelne Schüler“, erklärte Winter. Die Basis sei die Erstellung eines so genannten Schülerprofilbogen, mit dem dann innerhalb der Schule und mit den Erziehungsberechtigten gemeinsam an der schulischen Entwicklung des jeweiligen Schülers gearbeitet würde. Mostert verdeutlichte: „Ich habe mich ganz bewusst für die Schulsozialarbeit entschieden, weil man von den Schülern ganz viel zurückbekommt.“ Ihr Ziel sei es, die Schule ein bisschen „sonniger“ zu gestalten. Mostert betonte auch, dass die HES eine sehr enge Kooperation mit einigen Betrieben habe, um den Übergang in eine Ausbildung zu fördern und zu erleichtern.

So gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung mit vielen neuen Anregungen, Ideen und guten Gesprächen zurück in ihre Schulen.

2017.03.27 Fachtagung des Ganztagsverbandes Hessen e.V. in der HES 19 - Hermann-Ehlers-Schule Wiesbaden
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